Gegen die Plastikflut

Wie können wir weniger Abfall erzeugen und trotzdem unsere gewohnten Lebensstandard aufrecht erhalten? Eigentlich ist das gar nicht so schwer. Ein wenig Planung gehört schon dazu. Aber das verinnerlicht man sehr schnell.

Unser Müll reist um die ganze Welt

Die Müllproduktion, und insbesondere die von Plastik, das nur kurz im Einsatz ist, aber elend lange braucht, um zu verrotten, ist ein riesiges Naturproblem, nicht nur in Deutschland. Denn der von uns produzierte Müll findet sich auf der ganze Welt wieder. Laut BUND verbraucht Deutschland 12,6 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr und steht damit an der Spitze in Europa. 3,6 Milliarden Plastiktüten werden in Deutschland jährlich verbraucht – mit einer Gebrauchsdauer von gerade einmal 25 Minuten.

Schockierend sind zudem zahlreiche Dokumentationen über die Verschmutzung der Meere, zum Beispiel die NDR-Reportage „Plastik in jeder Welle“ des Kieler Kite-Europameisters Mario Rodwald, der im Naturparadies Indonesien auf einem Plastikmüllteppich surft und sich auch in Deutschland mit dem Thema Plastikmüll im Meer und den damit verbundenen Folgen für die Natur beschäftigt hat. Wer sich diese erschreckende Dokumentation anschauen möchte, kann das übrigens über die NDR-Mediathek machen.

Wer mit offenen Augen durch die Natur geht, sieht die Problematik auch bei uns vor der Haustür.  Einfach mal beim nächsten Waldspaziergang genauer hinschauen. Überall liegt Plastikmüll herum, der über Tiere und andere Organismen in den Erdboden und damit ins Trinkwasser gelangt. Man wundert sich schon, wo diese Dinge alle herkommen. Ist den Menschen ihre Umwelt so egal oder denken sie, dass der Müll schon irgendwie entsorgt wird, wenn er denn nur im Gelben Sack landet?

Nur wer mit gutem Beispiel vorangeht, kann Dinge bewirken

Im Supermarkt kann Obst und Gemüse teilweise lose gekauft werden, die berühmte Biogurke ist aber tatsächlich eingeschweißt. Weil es bequemer ist, nehmen aber fast alle Kunden dort eine Plastiktüte, um sich dort ihre Äpfel, aber auch Pilze, Zwiebeln oder anderes Kleinzeug hineinzufüllen. Wer will schon an der Kasse stehen und die lose Ware auf das Laufband kullern lassen? Fleisch und Wurst wird aus hygienischen Gründen doppelt und dreifach eingepackt, beim gekochten Schinken sind sogar die einzelnen Scheiben mit Plastikfolien voneinander getrennt. Will der Kunde so etwas wirklich? Dosen kann man hier nicht mitbringen, die Hygienevorschriften verbieten es, fremde Dinge über den Tresen zu reichen. Immerhin: An der Käsetheke bekommt man das Stück Gouda in Käsefolie, auf die Plastiktüte verzichtet die Verkäuferin nach einer kurzen Diskussion. Der Bon wird auf das Käsepaket geklebt. Eine Papiertüte geht ja auch, ist aber eigentlich auch überflüssig.

Eine gute Gelegenheit, verpackungsfrei einzukaufen, sind die Wohenmärkte. Am Obst- und Gemüsestand kann man seinen gemischten Salat in ein mitgebrachtes Behältnis füllen lassen. Kartoffeln kommen direkt in einen Beutel, oben drauf Äpfel und ganz oben Tomaten, die in eine Papiertüte gelegt werden. Auch Müsli kann man in Tupperdosen füllen lassen. „Selbstverständlich geht das. Wir ermutigen unsere Kunden immer, eigene Behältnisse mitzubringen“, sagt der Verkäufer am Biostand.

Am Frischestand vor dem Supermarkt kann man sich den cremigen Schafskäse, Oliven und Peperoni direkt in meine Tupperdose füllen lassen. Einfach mal fragen. Klar sind auch diese Behältnisse aus Plastik, das kann man sicher auch noch optimieren. Aber sie sind ja für eine extrem lange Zeit und damit unzählige Wiederholungen konzipiert. Die Scampi für die Wokpfanne bekommt man beim Fischmann in Papier eingewickelt. Geht auch.

Einkaufen geht auch verpackungsfrei

Dann ist der Reis alle, die Nudeln auch. Außerdem gehen Wasch- und Geschirrspülmittel zur Neige, was tun? Im Internet kann man sich über verpackungsfreies Einkaufen informieren. Gerade in Großstädten gibt es tatsächlich Läden, in denen das möglich ist. Unsere erste Fahrt – übrigens mit dem Elektroauto – geht zu „Stückgut Hamburg“ nach Altona, die zweite nach Lemsahl zu „Ohne Gedöns“. Beide Geschäfte überzeugen sofort. Hier füllen wir Waschmittel- und Allzweckreinigerkonzentrat in eine Flasche ab und holen Reis und Nudeln. Auch Deocreme (im Glas) und eine Stück Seife für die Haare gibt es hier.

„Ich habe angefangen, umzudenken und Dinge anders zu machen, weniger und dafür bewusster zu konsumieren, achtsamer mit anderen Menschen, aber auch mit der Natur und der Umwelt umzugehen. Denn ohne sie können wir nicht überleben. Ich bin stolz darauf, meinen Teil dazu beizutragen, diesen Gedanken von einem Trend zu einer Selbstverständlichkeit werden zu lassen. Wir sind es unseren Kindern schuldig“, sagt die Inhaberin.

Viele Menschen gehen zum Einkaufen lieber in die großen Einaufszentren und Supermärkte. Vielleicht auch, weil es ihnen unangenehm ist, persönlich bedient zu werden? Dabei ist das sehr entspannend. Das Prinzip ist einfach: Man bringt sein Glas oder seine Dose mit, wiegt diese ab, schreibt das Gewicht auf den Deckel. Beim Bezahlen wird dieses Gewicht dann natürlich abgezogen. Preislich ist vieles nicht mit den Billigsachen von Aldi oder so zu vergleichen, das war aber auch nicht zu erwarten, denn es ist eben keine Massenproduktion.

Dafür hat man bei vielen Dingen einfach ein gutes Gefühl, denn sie sind von regionalen Anbietern, Bio oder fair gehandelt.

Vieles im Haushalt geht auch anders

Zurück zum Haushalt. Viele Dinge gibt es einfach nur in Plastik verpackt zu kaufen. Was also tun? Die Recherche im Internet fördert eine äußerst interessante Seite zutage: www.utopia.de – mit vielen praktischen Tipps. Denn das Beste ist, gar keinen Müll zu produzieren, also auf Plastik zu verzichten. Passt ja ins Konzept. Um Frischkäse selber zu machen, brauche man z.B. Milch mit einem hohen Fettgehalt. Den gibt’s für einen Euro pro Liter an Milchtankstellen, die sich besonders in Stadtrandlagen und auf dem Land immer größerer Beliebtheit erfreuen. Die Flasche wird wiederverwendet, die Milch schmeckt super. Dort gibt es übrigens auch Eier und Honig aus der Region.

Wie macht man den Frischkäse selber? Ganz einfach: Milch wird kurz aufgekocht. Dann werden ein paar Spritzer Zitronensaft hinzugegeben, bis sich die Milch trennt. Oben schwimmt der Frischkäse, unten ist die Molke. Das Ganze wird dann durch ein Passiertuch gegeben, der Frischkäse kann dann nach dem Erkalten gewürzt werden und in ein Glas abgefüllt werden. Das Ganze dauert nur ein paar Minuten. Die Konsistenz schwankt anfangs zwischen labberig und Gummi. Aber es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Fast alle Menschen, mit denen wir über das Plastikfasten sprechen, sind interessiert und stellen selber fest, dass viele Dinge in Plastik verpackt sind. Aber gerade im Supermarkt ist das Einkaufen eben praktisch, weil es (fast) alles gibt, was man so braucht. Das sollte aber zum Nachdenken anregen, denn so war das ja nicht immer. Wir kennen – im Gegensatz zu vielen jüngeren – auch noch den kleinen Sparmarkt um die Ecke. Wenn man jetzt in die Unverpackt-Läden geht, fühlt man sich ein wenig zurückversetzt. Dort gibt es nicht nur unverpackte Ware, sondern die Entschleunigung gleich dazu.

Geht die Rechnung auf – auch mit der Umwelt?

Die häufigste Frage, die man gestellt bekommt, ist: „Rechnet sich das denn?“ Diese Frage ist schwer zu beantworten, denn mit der Natur kann man nicht verhandeln. Aber müssen wir denn so viel sparen und können wir uns so wenig leisten, obwohl wir doch den ganzen Tag arbeiten? Liegen unsere Prioritäten nicht vielleicht doch bei anderen Dingen wie Urlaub, Wohlstand oder gar Luxus, bei technischen Geräten und bei unseren Autos? Ist da nicht ab und zu ein wenig Überdenken nötig? Lebensmittel vom Discounter sind billig. Sobald Ware in die Massenproduktion geht, wird sie günstiger, allerdings um welchen Preis? Und einkaufen kann ja mittlerweile bis in die späten Abendstunden. Aber ist das besser? Bei besonders günstigen Lebensmitteln ist die Qualität oft nicht die beste. Um Dinge haltbar zu machen, werden oft Zusatzstoffe, von denen wir nicht immer wissen, welche Kurz- oder Langzeitfolgen sie haben, beigefügt. Kleiner Tipp: Einfach mal die Rückseite der Produkte anschauen und lesen. Hinzu kommt, dass diejenigen, die an der Massenproduktion beteiligt sind oder abends an der Kasse sitzen, sicher keine fürstliche Bezahlung bekommen.

Wer günstig Gemüse kaufen will, sollte sich für die Sachen entscheiden, die gerade Saison haben. Warum nicht mal einen schönen Wirsingeintopf mit bunten Möhrchen und Kartoffeln machen? Gesamtkosten für ca. vier Portionen inkl. Stromverbrauch fürs Kochen (20 Minuten) 4 Euro. Bei Bedarf kommen Fleisch oder Würstchen hinein. Zubereitungszeit inklusive Schnippeln ca. 45 Minuten. Das kann man am Sonntag mal machen. Eine hausgemachte Leberwurst beim Biofleischer kostet fünf Euro, hält aber drei Wochen. Da kann man natürlich auch günstigere Produkte kaufen – ebenfalls im Glas.

Der zweithäufigste Spruch ist „Dafür habe ich keine Zeit“.  Das ist traurig, denn wofür haben wir denn Zeit? Keine Zeit für die Umwelt? Vor allem Väter und Mütter, sollten sich doch der Verantwortung, die sie haben, bewusst sein. Die Kinder haben vielleicht noch 60 oder sogar 80 Jahre vor sich – wie wird die Welt dann aussehen? Alles haben wir nicht in der Hand, aber wir können zumindest bewusster leben und der Umwelt damit ein wenig Zeit zum Verschnaufen geben.

2 Kommentare

  • Wolfgang Kaltschmid

    Hier mal ein Hinweis für Ihre Exel-Tabelle:
    Die Befreiung von der EEG-Umlage bis 30 kWp gilt (entgegen den ersten Entwürfen) sowohl für Alt- als auch Neuanlagen.
    Auch Ü20-Betreiber zahlen damit nach Förderende bei Umstellung zur Eigenversorgung bis 30 kWp keine EE-Umlage mehr.
    Unbeschadet von Absatz 1 entfällt der Anspruch nach § 61 Absatz 1 bei Eigenversorgung aus Anlagen mit einer installieren Leistung von höchstens 30 Kilowatt.

    • gewaltignachhaltig

      Das ist richtig. Aber vor dem 01.01.2021 war sie halt noch Pflicht bei Bestandsanlagen. Aber ich habe das als Hinweis mit in die Tabelle aufgenommen. Vielen Dank für den Hinweis.